Was ist der Unterschied zwischen Malen und Zeichnen? Umgangssprachlich werden diese Worte oft gleichbedeutend verwendet. Beim Zeichnen geht es aber darum, aus Linien oder Strichen ein Bild bzw. Motiv zu erschaffen. Mit Linien kann man Umrisse zeichnen, die dann mit Strichen ausgefüllt werden. Beim Malen wird mit Flächen gearbeitet. Die Farbe wird flächenhaft aufgetragen. Wenn man jetzt aber mit dem Pinsel eine Linie malt, ist das dann zeichnen oder malen? Die Grenzen verschwimmen. Sowohl beim Zeichnen als auch Malen gibt es verschiedene Techniken. Manches ist zeitlich oder örtlich zuzuordnen, manches unterscheidet sich nach der Verwendung des Zeichenmaterials. Ob mit Ölfarbe, Kreide, Tusche, Aquarell, Kohlestift, Siebdruck oder anderen Techniken – es gibt für Kinder eine Menge zu entdecken!
Welche Maltechnik oder Zeichentechnik ist für Kinder geeignet? Grundsätzlich gilt: Jedes Kind ist anders. In der KITA bzw. Kindergarten lernen Kinder den Umgang mit Fingerfarben, Wasserfarben, Malstiften und evtl. auch anderen Farben. Es wird gezeichnet – erste Formen und Figuren werden immer detaillierter. Die Feinmotorik spielt eine große Rolle. In der Schule spielen plötzlich Malstile und Zeichentechniken eine Rolle. Das eröffnet Kindern die Chance, die Welt des Malens und Zeichnens kennenzulernen. Für manche ist das eine Freude, andere möchten lieber auf eigene Art in die Welt der Farben eintauchen. Unsere Empfehlung ist, Kindern ohne Druck oder Erwartungen verschiedene Farben, Werkzeuge oder Techniken zu zeigen. Selbst ausprobieren lassen mit einer gut dosierten Form der Hilfestellung ist ein guter Weg.
Was braucht man zum Malen oder Zeichnen? Sollte man sofort zu teurem Material greifen oder erst mit günstigen Einkäufen starten? Es spricht nichts dagegen, erst mit günstigen Produkten anzufangen. Papier, Malstifte, Pinsel, Wasserfarbkasten – das alles gibt es für wenig Geld. Wenn das Interesse für Malen oder Zeichnen geweckt ist, wird man aus Erfahrung schnell zu teurerem Künstlerbedarf greifen. Es gibt qualitative Unterschiede, das ist ganz klar. Aber wer die Liebe zum Malen oder Zeichnen entdeckt, wird auch merken, dass es ganz viele verschiedene Wege gibt, sich auszudrücken.
Was ist Kunst, was ist Können – spielt das eine Rolle? Der Unterschied zum Malunterricht oder Kunstunterricht und dem Zeichnen zu Hause ist recht groß: Es geht um die Erwartungshaltung. Wenn ein Kind zu Hause malen möchte, dann muss es keine guten Noten bringen oder Erwartungen erfüllen.
Auch nicht von den Eltern! Wie oft höre ich den Satz – oder sage ihn selbst: „Willst du nicht so malen? Nimm doch diese Farbe dafür.“ In unserer Vorstellung ist das Bild schon gemalt und wir „überwachen“ gerne den Fortschritt unserer Kinder bis zum Ergebnis. Das fördert aber weder die Motivation der Kinder, noch ihre Lust am Malen. Ein Kind muss NICHT perfekt malen. Es muss NICHT die Farben wählen, die wir für richtig halten.
Wir können als Eltern unseren Kindern ein großes Geschenk machen, indem wir loslassen. Lassen wir ihnen die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden und selbst auszuprobieren. Das ist ein größerer Lernerfolg und Motivationsschub, wenn sie selbst er-lernen können, wie Farbtöne entstehen, Muster gemalt werden. Wir dürfen gerne anleiten und Hilfestellung geben. Wir dürfen auch motivieren, dranzubleiben damit sich ein Erfolgserlebnis einstellen kann. Begleiten und Hilfestellung geben ist eine Kunst, die beim Malen von uns Eltern gefordert wird. Immer wieder neu.